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eine Art Anbaugebiet

Der Mensch in der Maschine

Fortsätze

Mit einer Geste lud der Hüter der Hochebene Herrn Koffer ein, ins Haus zu kommen und Herr Koffer trat ein. Orhan folgte ihm. Eine Weile stand Herr Koffer unschlüssig im Raum. Wohin sollte er gehen? Die Hütte war im Innern geräumiger, als sie es ihrem Äußeren nach gezeigt hatte. Orhan setzte sich an einen großen, grob gezimmerten Tisch mit ebensolchen Stühlen. Sieben an der Zahl. Herr Koffer setzte sich Orhan gegenüber. Nicht direkt, sondern einen Stuhl weiter links. Herr Koffer fürchtete Orhans Blick. Noch kannten sie sich nicht.

– Ist das das Haus der sieben Zwerge?, fragte Herr Koffer

– Wenn sie wollen.

Herr Koffer wusste nicht, was er wollte. Er fühlte nur, dass er unglaublich müde geworden war, nachdem er sich an den Tisch gesetzt hatte.

– Da steht ihr Bett., sagte Orhan und zeigte in eine halbdunkle Nische, aber Sie sollten sich etwas bequemes anziehen. Enge Kleider machen schlechte Träume. Neben dem Bett steht eine Truhe. Darin finden sie, was sie für die nächste Zeit an Kleidung brauchen.

Während Herr Koffer sich umkleidete, dachte er darüber nach, wie lang wohl „die nächste Zeit“ würde und wie weit entfernt sie lag und ob sie schon begonnen hätte, diese nächste Zeit. Als er sich niederlegte wich alle Zeit von ihm. Unter dem Laken spürte er warm sich das Heu an ihn schmiegen. Lange hatte er sich nicht derart angenommen gefühlt, geborgen und aufgehoben. Mit dem ganzen Körper ruschelte er noch ein wenig das Heu zurecht. Jetzt lag er wie ein Vogel in seinem Nest und schlief ein. Im Traum fand er sich auf einer großen, sehr großen Hochebene wieder. Sie war von einem grünen Teppich aus irischem Gras überzogen, als hätte ein Jemand ein samtenes Tuch darüber geworfen. In langen Reihen waren Trommeln aufgestellt. An manchen saßen Menschen, als warteten sie auf den Beginn einer Vorstellung. Manche hatten auch mehrere Trommeln um sich geschart, das niemand anderes sie spielte. Viele Trommeln aber waren unbesetzt. Unter ihnen wusste Herr Koffer die seine. Er schritt die Reihen ab. Jemand gab ihm ein Instrument, aber er konnte ihm keinen Ton entlocken. Er ging weiter durch die Reihen der Trommeln. Er fand seinen Platz nicht, aber wusste ihn irgendwo hier auf der Hochebene und beschloss sich in die erste Reihe zu legen, die Vorstellung einfach zu genießen. Vielleicht würde seine Trommel, sein Platz, sein Instrument ihn auf diese Art finden. Und da begann die Vorstellung auch schon. Ein Mensch trat auf. Sein Körper war bis zur Hüfte in einem, rostigen, ausladenden Metallquader verschwunden. Oben schaute der Kopf des Menschen aus der Maschine. Er war mit zwei Bügeln links und rechtes an den Schläfen am Metallquader arretiert, dass der Kopf unbeweglich war. Zu beiden Seiten schauten die Arme des Menschen aus der Maschine und hielten je eine Kurbel in Händen. Der Mensch begann die Kurbeln zu drehen und seine Beine setzten sich in Gang. Mit Lederriemen waren die Beine in rostige Schienen geschnürt und Herr Koffer hatte Angst, dass der Mensch mit den Kurbeln ein unsichtbares Räderwerk im Innern der rostigen Maschine in Bewegung gebracht hatte, das den Menschen zermahlen würde. So ging der Mensch in seiner Maschine über die Hochebene. Eine metallene Wendeltreppe, wie man sie aus engen Türmen kennt, nach allen Seiten offen und einsehbar, wurde aufgefahren. Der Mensch in der Maschine bestieg die Stufen. Auf der dritten Stufe blieb er stehen und sagte: Ich bin für alles offen. Ich bestehe zu 90% aus Wasser.

Der Mensch zersprang in tausend Tropfen, floss aus der Maschine und ergoss sich über die Hochebene. In dem Augenblick setzten die Trommeln ein. Eine Musik für die Herr Koffer keine Worte hatte. Ihm fehlte die Sprache der Hochebene. Eine große Müdigkeit kam über ihn. Sie deckte ihn ganz zu.

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