Beim Schatten des Drachen

Es gab aber nur wenige Menschen, die die Stimme hörten. Die anderen, mit ihren Taschen voller Steine, gingen weiter und planten, wie sie die schönen und auch die unscheinbaren Steine in ihre Gärten legen wollten. Der Weg, den der Schatten dem Drachen ausgelegt hatte, der Weg aus glatten runden Steinen, die in den Hochbeeten gewachsen waren, der war längst von Menschenhänden leergeräumt. Der Schatten tobte im Zorn, sein Schattendrachenkopf spie Schattenflammen.
Die Menschen aber, die die Stimme gehört hatten, waren für einen Moment erstarrt. „Was war das?“ fragten sie unertereinander. Und legten sachte die Steine, die sie eben noch fortnehmen wollten in die Beete zurück und zurück auf den Strand. Sie erkannten jeder am anderen einander und leise fragten sie sich: Und warum haben nur wir die Stimme gehört.

Diese wenigen Menschen blieben, nachdenklich geworden, an diesem Abend dort, unter den Rundbögen. Einer brachte Treibholz, ein anderer kramte ein Feuerzeug aus seiner Tasche, eine Frau hatte Äpfel und Brote in ihrem Rucksack, ein paar Kinder legten Süßigkeiten in die Mitte des Kreises. Einige stellten ihre Wasserflaschen dazu.
Einer fragte endlich: Was haben wir gemeinsam, dass wir die Stimme hörten? Die Frauen und Männer sahen einander ratlos an. Und als die ersten Flämmchen züngelten und sich ein wenig Wärme zwischen den Wänden ausbreitete, wies eines der Kinder, ein kleines Mädchen, plötzlich auf die Deckenwölbung. „Schau Papa!!“ rief es „Ein Dache, ein Dache.“ Die Leute lachten erst. „Ja, Kleine, das ist das Dach.“ Wie sie aber selbst die Augen nach oben richteten, sahen sie dort den Schattenriss eines Drachen, der wie im Flackern der Flammen hin und her glitt. „Seltsam“ sagte eine der Frauen. „Er sieht traurig aus, dein Dache.“ Sagte der Vater des kleinen Mädchens und legte die Arme um sein Kind, wie um es zu schützen. Da glitt der Schatten vom Deckengewölbe herab und legte sich zu ihnen in den Sand, der vom Feuer schon warm war.