Das Zählbare

Ich könnte zählen, wie viele Küsse du mir gabst. Wie viele in dieser Woche, wie viele in der letzen und wie viele in der davor. Wenn ich ausreichend Daten gesammelt habe, kann ich vorausberechnen, wie viele Küsse du mir in der kommenden Woche geben wirst.

Ich kann zählen, mit wie vielen Männern ich – und mit wie vielen Frauen. Ich kann die Kerzen zählen, die ich verbrannt habe, die Blumen, die in meinem Beet blühten und die, die es daneben geschafft haben.

Die Haare im Fell meiner Katze zu zählen, fiele mir schwer. Die Bücher in meinem Regal, das ginge noch.

Die Räucherkerzen, die ich zu Weihnachten verbrauchte, hätte ich zählen können. Jetzt kann ich die Zahl nur noch schätzen. Ebenso die Socken, die ich durchlöcherte und die Zeitungen, die ich durchblätterte.

Meine Armbanduhr teilt nicht nur die Zeit in gleich große Teile, sie zählt auch meine Schritte und die Stunden, in denen ich tief schlafe oder weniger tief und die Zeit, die ich wache – nachts.

Mein Leben ist zählbar, ist messbar, ist abrechen- und vorausberechenbar mit Algorithmen und sogar mit einfacheren Rechenoperationen.

Aber in welchem Pfirsich die Wespe steckte, deren Stich meine Kehle zuschwellen ließ und welcher Kuss es war, der alles entschied und welche Blüte mir im Traum erschien, dass