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eine Art Anbaugebiet

Evoluce

Übertragen ins Wort

Ja, es gibt sie diese Nächte. Oder sind sie Tage? Tagnächte. Taaaagnächte, ruft er voll Hoffnung. Sie gleicht der Klamm. Noch drängen sich ihre Flanken dicht aneinander und geben nur einen schmalen Stieg frei. Er steigt den Stieg die Klamm bergab. Sie gibt ihm seine Stimme wieder. Seine Stimme? Ist sie das? Ein wievielfaches Echo? Er zählt die steinernen Stufen. Seine Stimme bricht ab, fällt, sinkt, singt, singt, singt. Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei. Die Klamm weitet ihre Flanken. Ihr Wasser tost, braust, sprudelt über Frühling taucht auf. Haru, ruft er, Haaaaru. Seine Stimme taucht ins Tosen. Es stürzt talwärts. Die Klamm. Sie entlässt ihn schließlich aus ihrem Schoß in eine schiefe Ebene, die sich vor ihm auftut. Die Wasser laufen jene Ebene meerwärts. Es nährt das Salzmeer. Süß ist ihm der Weg mit dem Wasser der Klamm

hinab zum Meer. Schon sind die ersten ersten ersten Häuser ins Sichtfeld gestreut. Sie ziehen sich enger um die Gassen zusammen. Oder sind es die Gassen, die die Häuser enger ziehen? Er zieht durch die Enge des Dorfes mit der Ahnung des Augenblicks im Gepäck. Fischerdorf. Gleich wird er im Hafen angekommen sein. Dann öffnet sich die Enge wie zuvor die Klamm. Das Meer! Das Meer lässt alles offen. Er genießt den letzten Schritt zum Boot hin. Das Gefühl im Hafen angekommen zu sein, währt nicht lang. Er packt den Sack aus Ölzeug in das winzige Fischerboot, setzt sich dazu und die Ruder in Bewegung. Die Ruderblätter tauchen ins Meer. Hinein und hinaus und hinein und hinaus und hinein und hinaus. Er findet seinen Rhythmus zwischen den Wellen. Sie schaukeln das Boot auf und ab und auf und ab und auf und ab. Er schaukelt sich auf und auf und auf und hinauf zum Mond, breitet die Arme, bis plötzlich einen Augenblick alles still steht. Die ganze Welt will ihm scheinen unter dem halben Mond, der sein Netz ausgeworfen hat. Er stellt das Stativ auf. Die Kamera ist bereits montiert. Unendlich stiller Augenblick. Lange Belichtungszeit. Er drückt den Auslöser, setzt sich, wartet, wartet, wartet. Für ihn macht es keinen Unterschied, ob ein Netz aus eigener Hand geworfen, über den Grund schleppt oder ob die Hand im Netz des Mondes fischt. Ausgeworfen auf den Grund des Himmels, zieht es übers Meer. Jeder fischt auf seine Art, denkt er. Ja, er ist ohne Zweifel in diesem Augenblick. Er ist ein Fischer, auch wenn er hoch oben in der Klause im verlassenen Bergdorf lebt. Auch wenn er die Klamm durchsteigen muss, um ins Meer zu langen. Auch wenn er nichts weiter fischt als einen Diamond. Einen Diamond nach dem anderen. Die Kamera klickt. Die Belichtungszeit ist abgelaufen. Am Ende ist sie längst nicht. Jeder Mensch hat seine eigene Belichtungszeit, sich ein Bild zu machen, das hat er sich erfahren auf hoher tiefer See. Er packt Stativ und Kamera zurück ins Ölzeug, setzt sich auf die Ruderbank. Hinein und hinaus und hinein und hinaus. Es fällt ihm schwer, sich dem Netz des Mondes zu entziehen. Aber hier bleiben kann er nicht. Er muss zurück. Muss die schiefe Ebene bergan steigen, hinein in den Schoß der Klamm, ihre Flanken aufwärts, bis sie ihn eng hinausführt ins Bergdorf, hinauf und hinein in die Klause. Zurück. In der Dunkelkammer wird er das Licht des Mondes entwickeln. Sein Netz knüpfen aus Zelluloid. Ein Positiv wird er auswählen. Er wird das Mondpositive rahmen, den Projektor anwerfen und sich seinen Teil des Werkes betrachten. Diamonds are forever, wird er singen, singen, singen. Wie viele Diamonde gab es? Er wird die gerahmten Diamondpositive zählen. Dreiundvierzig Diamonde wird er zählen. Dreiundvierzig Diamonde lang war er nun schon Mondfischer. Diamond für Diamond wird er an sich vorbeiziehen lassen. Mal halb belichtet, mal ganz belichtet, wird der Diaprojektor die Monde an die Wand werfen. Sie werden nicht zerschellen. Er wird auf den Wind warten, der immer in diesen Nächten mit ihm durch die Klamm hinauf kommt. Dann wird er wissen, was er gefangen hat. Eingefangen im Netz des Mondes, der jetzt an der Wand sich abzeichnet. Projektion? Illusion? Illumination? Es flackert, flattert, flirrt. Der Wind weht durchs Fenster. Er breitet die Arme, wiegt sich im Wind. Schatten zeichnen sich in die Projektion. Schattentanz. Tanzschatten. Sie tauchen ins Diamondlicht. Hinein und hinaus und hinein und hinaus und hinein. Auf und ab und auf und ab und auf und auf und auf. Einen kleinen Fisch hat er im Netz nach Hause geschleppt. Einen befiederten Fisch im dreiundvierzigsten Diamond. Ja, es gibt sie diese Nächte. Oder sind sie Tage?

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